Wieviel Millionen Elektroautos fahren demnächst auf unseren Straßen?

23.02.2017 – Es ist bekannt, dass BMW seine Modellpalette mit einer Vielzahl von eAutos aufstocken wird. Der Opel-Chef liebäugelt sogar damit, nur noch eAutos zu bauen. Auch Mercedes, VW und Audi versuchen, den Trend nicht zu verschlafen. Doch 100 Millionen eAutos statt 57 Millionen … ?

Ölkonzerne nehmen Elektrofahrzeuge verstärkt als Gefahr für ihr Geschäftskonzept wahr. Der Autoverkehr ist einer der größten Verbraucher fossiler Brennstoffe. Ölmulti BP hat in seinem akuellen Jahresbericht zum sechsten Mal in Folge seine Langzeitprognose für erneuerbare Energien und Elektromobilität nach oben korrigiert. Statt 57 Millionen prognostiziert das Mineralölunternehmen nun weltweit 100 Millionen Elektrofahrzeuge ab 2035.

Doch wo wird e-getankt? Rüsten klassische Tankstellen um oder verändert sich die bekannte Infrastruktur gänzlich? Die Tankstellenlandschaft wird heute schon mehr und mehr zum Shop für den täglichen Bedarf, denn viel Geld verdient der Betreiber mit dem Liter Sprit nicht.

Wird der eAuto-Fahrer tatsächlich zur Tankstelle fahren, um sein eAuto einem 20-30 minütigem Ladevorgang zu unterziehen und parallel den ohnehin überteuerten Tankstellen-Kaffee zu sich zu nehmen? Die Antwort ist zweitegeteilt und erscheint recht einfach:

  • Ja, an Autobahntangenten auf langen Strecken wird er (müssen), sofern er nicht ein Einkaufszentrum mit eLadesäulen nahe der Autobahn anfährt, wo er neben Lebensmitteln, Restaurants, Technikmärkten und Spielzeugen schnell die offenen Besorgungen erledigt.
  • Nein, denn im Alltag kommt das eAuto nachts aufgeladen aus der privaten Garage und Nachmittags aufgeladen aus der Garage am Arbeitsplatz. Zwischendurch wird beim Bäcker, Metzger, Baumarkt, der Bank oder im Einkaufszentrum nachgeladen. Statistisch fahren 80% der deutschen Autos ohnehin nur 60 Kilometer am Tag. Aber selbst der längere Weg zur Arbeit wird so völlig unproblematisch absolviert werden.

Ist denn die Reichweiten-Diskussion ein neues Problem? Nein, denn wem ist es noch nicht passiert, dass der Tank plötzlich leergefahren war und dass schnelles Fahren auch geringere Reichweiten als Herstellerangaben zur Konsequenz hat, ist auch nicht wirklich neu.

Schon die jetzt kommende Generation der Batterie- und Ladesäulen-Technologie wird uns zeigen, dass in Abgrenzung zu den traditionellen Werten der Automobilindustrie Wettbewerbsnachteile der eMobilität beseitigt sein werden.

Wir befinden uns am Anfang vom Ende eines der größten Paradigmenwechsel der letzten 70 Jahre. Niemals hat man geglaubt, dass Mitte der 80er Jahre die CD in so kurzer Zeit Vinyl ablösen wird, dass die analoge Fotografie mit zu entwickelten Filmen durch Smartphones und intelligente Digitalkameras schon nach kurzer Zeit vollständig ersetzt wird und dass das schnurgebundene Telefonieren mit Wählscheibe in einer Telefonzelle durch einen kleinen mobilen Alleskönner, in dem zudem alle weltweiten Informationen durch Google vereint sind, ersetzt wird.

Das dauert sicher noch 10 Jahre. Aber was sind schon 10 Jahre … ?

von Markus Stromenger, 23.02.2017